Nach Ohio
Die Geschichte beginnt im Radiostudio Basel. Mit einer Sendung aus dem Januar 1964. In dieser blickt die inzwischen über 90jährige Stephanie Meyer-Cordelier zurück auf ihre Auswanderung in die USA.
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Stephanies Reise fasziniert mich, seit ich denken kann und so begann ich zu recherchieren. Archive gelten als staubig, aber sie sind Fernrohre, Kaleidoskope in andere Zeiten. Tiefer und tiefer tauchte ich in Stephanies Welt und ihre Erlebnisse.
Geboren wurde sie 1872 in Kleinlützel. Und das ausgerechnet im Pfarrhaus.
Kleinlützel: Wo Tell mit dem Engel rang. Wo der Fels drohend über den Häusern hing. Wo Martina und Jules sich geliebt hatten. Wo man heiratete, ob man wollte oder nicht. Wo der Pöstler die Zeitungen verbrannte. Und man den Pfarrer zum Teufel jagte. |
Kindheit und Jugend verbrachte Stephanie dann in Oberwil. Einem Dorf im Sog der Moderne. Die Mutter sorgte sich um die Wäsche und das Seelenheil, der Vater malte und was er tagsüber verdiente, trug er abends in die Schenken. Stephanie kümmerte sich um die Geschwister und versuchte, nicht aufzufallen.
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Als sie 12 Jahre alt war, wanderte ein Onkel in die USA aus. Und von dem Moment an sagte sie:
"Wenn ich gross bin, will ich auch nach Amerika".
Die Gelegenheit kam sieben Jahre später. Verwandte in den Ohio bezahlten der 19jährigen die Überfahrt. Bevor sie abreiste, ging die Familie für ein Erinnerungsbild zum Fotografen. Es sollte das letzte Mal sein, dass sie in dieser Konstellation zusammenkam.
Stephanie zog auf der «Westernland» nach New York und mich zog ihre Geschichte über hundert Jahre später mit der «Indonesia» hinterher. Stephanie unterhielt sich mit Mister Flury, ich mit Wolfgang.
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Sie erreichte New York am 23. September 1891.
Wie es weiter ging, steht in «Nach Ohio».