1881 – Heidi kehrt heim (Audioversion am Ende des Texts)
«Das Heidi hüpfte und jauchzte und der Grossvater sah aus, als sei ihm ein grosses Glück widerfahren.» Heidi. Das Heidi. Äs. Keine andere Schweizer Figur ist bekannter, keine erfolgreicher, als das Mädchen aus Maienfeld. Das erste, 1879 erschienene Buch endete im kalten, grauen Frankfurt – der zweite Band führte 1881 zurück in die heile Bergwelt.
Johanna Spyri war eine unwahrscheinliche Autorin für einen Welterfolg. Nicht genug damit, dass sie eine Frau war, obendrein veröffentlichte sie bis zum 44. Altersjahr auch keinen einzigen Text. Ihr Privatleben war durchzogen von Depressionen, einer unglücklichen Ehe, ihrem Unwohlsein in der Stadt Zürich und dem frühen Tod ihres Sohnes. Das Schreiben gab ihr Kraft, ihr erstes Büchlein wurde ein Überraschungserfolg. Acht Jahre drauf folgte Heidi.
Heidi, die Bibel, das Kapital: Es gibt Texte, die jeder kennt und keiner gelesen hat. Heidi haftet das Image der romantischen Alpenverklärung an und das ist nicht komplett falsch. Aber es ist auch nicht völlig richtig. Das Buch entstand in einer Zeit der rasenden Industrialisierung. Viele Leute verstanden die Welt nicht mehr und wurden wirtschaftlich abgehängt. Im ersten Band portraitierte Spyri die moderne Welt schmutzig, unschmeichelhaft und durchaus korrekt. Auch Heidi gefiel es in Frankfurt nicht – und doch machte das Kind dort wichtige Erfahrungen. Folglich hiess der zweite Band dann: «Heidi kann brauchen, was es gelernt hat.»
Heidis Grossvater, der Alpöhi, und ihr Freund Peter skizzierte Spyri zwar als schrullig-liebenswürdige Charaktere, aber auch rückwärtsgewandte Dummköpfe. Heidi, die in Frankfurt lesen gelernt hat, bringt Peter zurück in die Schule. Für dessen Grossmutter organisiert sie ein weiches Bett aus der Stadt. Und den Alpöhi führt sie dank des Betens zurück in die Dorfgemeinde (Spyri war tief religiös). «Heidi» dreht sich nicht um die Abkehr von der Moderne, sondern um die Versöhnung mit ihr. Wenigstens im Original.
Heidi wurde zum internationalen Erfolg. Spyris Buch wurde in über 50 Sprachen übersetzt und über 50 Millionen Mal verkauft. Und gerade die filmischen Adaptionen aus Japan und den USA machten aus Heidi die wohl weltweit berühmteste Schweizerin. Frisch, Dürrenmatt, Cendrars, de Staël: Johanna Spyri stellte alle in den Schatten. Auch das zweiterfolgreichste Schweizer Buch ist übrigens ein Kinderbuch: «Der Regenbogenfisch» von Marcus Pfister.
«Das Heidi hüpfte und jauchzte und der Grossvater sah aus, als sei ihm ein grosses Glück widerfahren.» Heidi. Das Heidi. Äs. Keine andere Schweizer Figur ist bekannter, keine erfolgreicher, als das Mädchen aus Maienfeld. Das erste, 1879 erschienene Buch endete im kalten, grauen Frankfurt – der zweite Band führte 1881 zurück in die heile Bergwelt.
Johanna Spyri war eine unwahrscheinliche Autorin für einen Welterfolg. Nicht genug damit, dass sie eine Frau war, obendrein veröffentlichte sie bis zum 44. Altersjahr auch keinen einzigen Text. Ihr Privatleben war durchzogen von Depressionen, einer unglücklichen Ehe, ihrem Unwohlsein in der Stadt Zürich und dem frühen Tod ihres Sohnes. Das Schreiben gab ihr Kraft, ihr erstes Büchlein wurde ein Überraschungserfolg. Acht Jahre drauf folgte Heidi.
Heidi, die Bibel, das Kapital: Es gibt Texte, die jeder kennt und keiner gelesen hat. Heidi haftet das Image der romantischen Alpenverklärung an und das ist nicht komplett falsch. Aber es ist auch nicht völlig richtig. Das Buch entstand in einer Zeit der rasenden Industrialisierung. Viele Leute verstanden die Welt nicht mehr und wurden wirtschaftlich abgehängt. Im ersten Band portraitierte Spyri die moderne Welt schmutzig, unschmeichelhaft und durchaus korrekt. Auch Heidi gefiel es in Frankfurt nicht – und doch machte das Kind dort wichtige Erfahrungen. Folglich hiess der zweite Band dann: «Heidi kann brauchen, was es gelernt hat.»
Heidis Grossvater, der Alpöhi, und ihr Freund Peter skizzierte Spyri zwar als schrullig-liebenswürdige Charaktere, aber auch rückwärtsgewandte Dummköpfe. Heidi, die in Frankfurt lesen gelernt hat, bringt Peter zurück in die Schule. Für dessen Grossmutter organisiert sie ein weiches Bett aus der Stadt. Und den Alpöhi führt sie dank des Betens zurück in die Dorfgemeinde (Spyri war tief religiös). «Heidi» dreht sich nicht um die Abkehr von der Moderne, sondern um die Versöhnung mit ihr. Wenigstens im Original.
Heidi wurde zum internationalen Erfolg. Spyris Buch wurde in über 50 Sprachen übersetzt und über 50 Millionen Mal verkauft. Und gerade die filmischen Adaptionen aus Japan und den USA machten aus Heidi die wohl weltweit berühmteste Schweizerin. Frisch, Dürrenmatt, Cendrars, de Staël: Johanna Spyri stellte alle in den Schatten. Auch das zweiterfolgreichste Schweizer Buch ist übrigens ein Kinderbuch: «Der Regenbogenfisch» von Marcus Pfister.