FRESSZETTEL
Der Fresszettel kommt tatsächlich von essbaren Zetteln. «Esszettel» trugen kurze Bibelsprüche, noch verbreiteter aber waren «Schluckbildchen» die meistens Maria zeigten. Sie wurden gesegnet oder mit einer Reliquie berührt und zu medizinischen Zwecken verspiesen. Mal roh, mal eingebacken in Brot. Darüber kann man sich gern lustig machen, wenn man auf dem hohen Ross von Antibiotika, Impfungen und öffentlicher Gesundheitsversorgung sitzt, wer in früheren Jahrhunderten allerdings unheilbar krank war oder in den 30jährigen Krieg ziehen musste, war um jeden Beistand froh.
Ähnlich wie Fresszettel funktionierten Schabmadonnen (das ist mal ein Wort für den Aktivwortschatz!). Von den tönernen oder hölzernen Figürchen wurde zur placebomedizinischen Therapie immer wieder etwas Material abgeschabt und zu einem Sud aufgekocht. Die Figuren entsprachen offenbar einer Nachfrage: Immer wieder kam es nämlich vor, dass Statuen aber auch Fresken beschädigt wurden, wenn sich die Menschen davon eine bestimmte Wirkung versprachen. Bestes und tragischstes Beispiel dafür ist wohl der Fall einer unverheiratet Schwangeren, die in der Kirche von Gröden (Südtirol) Mörtel aus dem Bildnis des Teufels kratzte in der Hoffnung, damit eine Fehlgeburt einzuleiten (Liebe Polen, ihr dürft Abtreibungen gern verbieten, aber beklagt Euch dann nicht, wenn’s zu mehr Vandalismus in Euren Kirchen kommt).
«Typisch Mittelalter!» denkt man da rasch, doch das Phänomen stammt bereits aus der Antike und war v.a. im 18. und 19. Jahrhundert in voller Blüte. Ähnliche Praktiken sind übrigens auch aus China, Tibet oder der Mongolei bekannt und selbst im Islam soll es Heiler gegeben haben, die Koranverse auf eine Tafel schrieben, die Kreide abwuschen und den Gläubigen als Tee servierten.
Zum Schutz gegen Covid19 sei von Fresszetteln, Schabmadonnen und Marienschluckbildchen trotzdem abgeraten. Schliesslich wird Maria selbst meist mit Strahlenkranz dargestellt oder anders gesagt: mit Corona.
Ähnlich wie Fresszettel funktionierten Schabmadonnen (das ist mal ein Wort für den Aktivwortschatz!). Von den tönernen oder hölzernen Figürchen wurde zur placebomedizinischen Therapie immer wieder etwas Material abgeschabt und zu einem Sud aufgekocht. Die Figuren entsprachen offenbar einer Nachfrage: Immer wieder kam es nämlich vor, dass Statuen aber auch Fresken beschädigt wurden, wenn sich die Menschen davon eine bestimmte Wirkung versprachen. Bestes und tragischstes Beispiel dafür ist wohl der Fall einer unverheiratet Schwangeren, die in der Kirche von Gröden (Südtirol) Mörtel aus dem Bildnis des Teufels kratzte in der Hoffnung, damit eine Fehlgeburt einzuleiten (Liebe Polen, ihr dürft Abtreibungen gern verbieten, aber beklagt Euch dann nicht, wenn’s zu mehr Vandalismus in Euren Kirchen kommt).
«Typisch Mittelalter!» denkt man da rasch, doch das Phänomen stammt bereits aus der Antike und war v.a. im 18. und 19. Jahrhundert in voller Blüte. Ähnliche Praktiken sind übrigens auch aus China, Tibet oder der Mongolei bekannt und selbst im Islam soll es Heiler gegeben haben, die Koranverse auf eine Tafel schrieben, die Kreide abwuschen und den Gläubigen als Tee servierten.
Zum Schutz gegen Covid19 sei von Fresszetteln, Schabmadonnen und Marienschluckbildchen trotzdem abgeraten. Schliesslich wird Maria selbst meist mit Strahlenkranz dargestellt oder anders gesagt: mit Corona.