WIE VOR DEM CASINO EIN NEUER PLATZ ENTSTAND
Das Casino-Parking ist fünf Stockwerke tief - aber unterirdisch ist es nicht.
Wer Bern verstehen will, muss die Aare verstehen. Ihre zahllosen Farben, das Rieseln der Steine - und ihre vielen Läufe seit der letzten Eiszeit. Denn der Fluss hat seine Bahn über die Jahrtausende mehrfach geändert. Dabei hinterliess er auf der Berner Halbinsel vier Einschnitte. Den ersten (östlichsten) nutzte Berns Gründer Berchtold von Zähringen als Festungsgraben für seine Burg Nydegg, am Standort der heutigen Nydeggkirche. Am zweiten, dritten und vierten errichteten die Berner im Lauf der Jahrhunderte ihre Stadtmauern mit Zytglogge-, Käfig- und schliesslich Christoffelturm. Vom Christoffel sind heute nur noch einige Fragmente beim Hauptbahnhof übriggeblieben und auch wo der Stadtgraben verlief, lässt sich zwischen Bollwerk und kleiner Schanze nur noch mit viel Vorwissen und Fantasie erahnen.
Wer Bern verstehen will, muss die Aare verstehen. Ihre zahllosen Farben, das Rieseln der Steine - und ihre vielen Läufe seit der letzten Eiszeit. Denn der Fluss hat seine Bahn über die Jahrtausende mehrfach geändert. Dabei hinterliess er auf der Berner Halbinsel vier Einschnitte. Den ersten (östlichsten) nutzte Berns Gründer Berchtold von Zähringen als Festungsgraben für seine Burg Nydegg, am Standort der heutigen Nydeggkirche. Am zweiten, dritten und vierten errichteten die Berner im Lauf der Jahrhunderte ihre Stadtmauern mit Zytglogge-, Käfig- und schliesslich Christoffelturm. Vom Christoffel sind heute nur noch einige Fragmente beim Hauptbahnhof übriggeblieben und auch wo der Stadtgraben verlief, lässt sich zwischen Bollwerk und kleiner Schanze nur noch mit viel Vorwissen und Fantasie erahnen.
Berns Topografie. Quelle: Archäologischer Dienst des Kantons Bern, Grafik angefertigt von Max Stöckli nach einem Entwurf von Armand Baeriswyl.
Besser sichtbar sind heute die beiden mittleren Gräben. Sie wurden – nachdem sie ihre Verteidigungsfunktion verloren hatten – mit allerlei Material aufgeschüttet und mutierten zu Berns eigenartigen Querplätzen: zu Bundes-Bären-Waisenhausplatz sowie Casino-Theater-Kornhausplatz. (Der Bärenplatz heisst übrigens so, weil im dortigen Graben zwischen 1441 und 1857 die Berner Bären gehalten wurden).
Besonders breit war der Einschnitt direkt vor dem Casino. Etwa 50 Meter trennten das Konzerthaus von der Münzstätte auf der anderen Seite – also von dem Ort, wo früher die Schweizer Franken geprägt wurden und heute grosszügig ausgegeben werden (das Hotel Bellevue wurde 1913 an dieser Stelle erbaut). Der Graben war so tief, dass mehrstöckige Häuser darin Platz fanden.
Besser sichtbar sind heute die beiden mittleren Gräben. Sie wurden – nachdem sie ihre Verteidigungsfunktion verloren hatten – mit allerlei Material aufgeschüttet und mutierten zu Berns eigenartigen Querplätzen: zu Bundes-Bären-Waisenhausplatz sowie Casino-Theater-Kornhausplatz. (Der Bärenplatz heisst übrigens so, weil im dortigen Graben zwischen 1441 und 1857 die Berner Bären gehalten wurden).
Besonders breit war der Einschnitt direkt vor dem Casino. Etwa 50 Meter trennten das Konzerthaus von der Münzstätte auf der anderen Seite – also von dem Ort, wo früher die Schweizer Franken geprägt wurden und heute grosszügig ausgegeben werden (das Hotel Bellevue wurde 1913 an dieser Stelle erbaut). Der Graben war so tief, dass mehrstöckige Häuser darin Platz fanden.
Die Bewohnerinnen und Bewohner der Grabenhäuser waren topografisch, aber auch sozial tiefer gestellt. Mit ihrer eingeklemmten Wohnlage mussten sie auf viel Sonnenlicht verzichten. Vor Jahrhunderten, als an der Stelle des Casinos noch das Franziskanerkloster stand, schnitzten die Grabenbewohner aus Tierknochen kleine Perlen für Rosenkränze. Etwas später wurden die Gerber hier angesiedelt, weshalb der Graben auch als Gerberngraben bekannt war. Erst als im 19. Jahrhundert die Münzstätte eröffnet wurde, wurde der Gerber- zum Münzgraben.
Die Grabenhäuser standen auf der Westseite. Auf der Ostseite des Grabens (also direkt unterhalb des Casinos) führte ein Pfad von der Matte in die Stadt hinauf – jenes Weglein, das heute im Zickzack zum Anfang der Kirchenfeldbrücke führt. Die von der Brücke her kommende Strasse führte (ungefähr so wie heute) am Casino vorbei und wurde von massiven Mauern gestützt.
Rechts die Kirchenfeldbrücke, die Stützmauern der Strasse und darunter der das Weglein in die Matte. Das Casino befindet sich oben in der Bildmitte, weiter links ist die Spitze des Zytglogge-Turms sichtbar. Links etwas abgeschnitten steht das erste Grabenhaus. Die diagonale Gerade davor ist eine alte Befestigungsmauer. Sie führt zu dem Haus an der Aare, das heute ein Malergeschäft beherbergt. Ca. 1910. Quelle: Burgerbibliothek Bern, N. Agathon Aerni AK.1360
Lange Zeit wäre es technisch gar nicht möglich gewesen, den Graben zu schliessen. Das änderte sich in den 1930er-Jahren. Nun wurde beschlossen, dass die Grabenhäuser abgerissen und der Graben aufgefüllt werden sollte um so vor dem Casino einen neuen Platz entstehen zu lassen. Anfänglich wurde unter anderem über eine Markthalle oder ein Schwimmbad diskutiert. Dann aber setzte sich die Idee eines fünfstöckigen Parkhauses durch. Dieses wurde zwischen 1935 und 1937 realisiert. Dass es nicht unterirdisch gebaut wurde, sondern den Graben auffüllte, ist heute wenigen bewusst.
Lange Zeit wäre es technisch gar nicht möglich gewesen, den Graben zu schliessen. Das änderte sich in den 1930er-Jahren. Nun wurde beschlossen, dass die Grabenhäuser abgerissen und der Graben aufgefüllt werden sollte um so vor dem Casino einen neuen Platz entstehen zu lassen. Anfänglich wurde unter anderem über eine Markthalle oder ein Schwimmbad diskutiert. Dann aber setzte sich die Idee eines fünfstöckigen Parkhauses durch. Dieses wurde zwischen 1935 und 1937 realisiert. Dass es nicht unterirdisch gebaut wurde, sondern den Graben auffüllte, ist heute wenigen bewusst.
Im hinteren Teil des Grabens wurde ein Bunker gebaut, was in Anbetracht der früheren Verwendung als Verteidigungsgraben als Treppenwitz der Berner Geschichte wirkt. Das Parking füllt den vorderen Bereich. Über der Einfahrt in den Untergrund wurde eine Busstation mit einer pilzförmigen Betondecke errichtet sowie ein eher klobiges Gebäude, in dem heute die Pizzeria «Da Keli» sowie technische Anlagen des Parkhauses einquartiert sind.
Der neu entstandene Casino-Platz sollte Reisende, die von auswärts via Kirchenfeld nach Bern kamen, gebührend in Empfang nehmen. Hier sollten sie ihr Auto parkieren und dann zu Fuss durch die Stadt flanieren können. Dieser Gedanke wurde bei einer späteren Neugestaltung des Platzes wortwörtlich unterstrichen, als den Gästen symbolisch ein Teppich ausgerollt wurde mit der rötlichen Platzfarbe. Aber auch Reisende, die die Stadt verlassen, werden auf dem Casino-Platz höflich verabschiedet. Am Gebäude über dem Parking (bei der Busstation) gestaltete der Bildhauer Robert August Schmitz die Figur des heiligen Christophorus. Der Schutzpatron der Reisenden soll den Leuten seinen Segen mitgeben – und ist zugleich eine Reminiszenz an den 1865 abgebrochenen Christoffelturm.
Mit der Füllung des Grabens erhielt das Casino einen eigenen Platz und war auch Namensgeber für das Parking. Mit dem grossen Umbau des Casinos eröffnet sich nun auch die Chance, dem Haus die richtige Adresse zu geben. Bis anhin war das Casino an der Herrengasse 25 domiziliert – der Haupteingang ist für die Adresszuteilung massgebend. Weil die Zeiten der Kutschenschlangen an der Herrengasse aber vorbei sind, soll ab 2019 die dem Casinoplatz zugewandte Westseite als Haupteingang gelten. Die Adresse lautet dann (soweit die Post einverstanden ist): Casino Bern, Casinoplatz, Bern.
Der neu entstandene Casino-Platz sollte Reisende, die von auswärts via Kirchenfeld nach Bern kamen, gebührend in Empfang nehmen. Hier sollten sie ihr Auto parkieren und dann zu Fuss durch die Stadt flanieren können. Dieser Gedanke wurde bei einer späteren Neugestaltung des Platzes wortwörtlich unterstrichen, als den Gästen symbolisch ein Teppich ausgerollt wurde mit der rötlichen Platzfarbe. Aber auch Reisende, die die Stadt verlassen, werden auf dem Casino-Platz höflich verabschiedet. Am Gebäude über dem Parking (bei der Busstation) gestaltete der Bildhauer Robert August Schmitz die Figur des heiligen Christophorus. Der Schutzpatron der Reisenden soll den Leuten seinen Segen mitgeben – und ist zugleich eine Reminiszenz an den 1865 abgebrochenen Christoffelturm.
Mit der Füllung des Grabens erhielt das Casino einen eigenen Platz und war auch Namensgeber für das Parking. Mit dem grossen Umbau des Casinos eröffnet sich nun auch die Chance, dem Haus die richtige Adresse zu geben. Bis anhin war das Casino an der Herrengasse 25 domiziliert – der Haupteingang ist für die Adresszuteilung massgebend. Weil die Zeiten der Kutschenschlangen an der Herrengasse aber vorbei sind, soll ab 2019 die dem Casinoplatz zugewandte Westseite als Haupteingang gelten. Die Adresse lautet dann (soweit die Post einverstanden ist): Casino Bern, Casinoplatz, Bern.
Der fertige Platz. Ca. 1938. Quelle: Burgerbibliothek Bern, AK.1598
Dieser Text erschien ursprünglich auf dem Blog des Casino Bern und später bei der Berner Zeitung.
Dieser Text erschien ursprünglich auf dem Blog des Casino Bern und später bei der Berner Zeitung.